Ziele

Code for Germany bringt Menschen zusammen, die an Projekten für eine offene und gerechte Gesellschaft arbeiten.

Zentrales Thema ist dabei, wie Daten, Informationen und Wissen so aufbereitet werden können, dass sie möglichst vielen Menschen zugänglich sind. Dadurch soll die Beteiligung von Bürger*innen an demokratischen Prozessen gestärkt werden, ihr Lebensalltag erleichtert und die verschiedenen Teile der Gesellschaft unter dem Stichwort Transparenz zur Kollaboration aufgefordert werden. Bei Code for Germany wird Technik in den Dienst von Menschen gestellt, wodurch die Themen der Open Knowledge Foundation praktisch umgesetzt werden.

Open
Data
Open Data bzw. Offene Daten sind Daten, auf die alle Personen frei zugreifen und die von allen genutzt und geteilt werden können. Sie werden in vielen Anwendungen erzeugt und gesammelt, z. B. in amtlichen Messungen oder wissenschaftlichen Experimenten. Offene Daten sind keine persönlichen Daten.

Offene Daten bezeichnet Daten, die unter einer freien Lizenz, z. B. CC Lizenzen veröffentlicht werden, sodass alle Personen auf sie zugreifen, sie frei nutzen und mit anderen Menschen teilen können. Das bezieht sich auch darauf, dass die Daten möglicherweise zu einem anderen als dem ursprünglich gedachten Zweck verwendet werden. All das sollte ohne Hindernisse finanzieller, technischer oder physischer Natur möglich sein.

Eine wichtige Anforderung an Offene Daten ist, dass sie maschinenlesbar sind, üblicherweise sind das offene Tabellenformate wie CSV-Formate. Diese Zahlenkolonnen sind auf den ersten Blick vielleicht nicht sofort zugänglich. Dazugehörige Metadaten geben aber Aufschluss über die einzelnen Parameter und den Inhalt der Offenen Daten.

Der Open-Data-Ansatz folgt dem Grundsatz der Hackerethik: Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen. Das heißt es geht in der Regel um Datensätze, die keine persönlichen Informationen enthalten - vereinfacht gesagt geht es eher um Statistiken oder Messdaten als um Individualdaten. Sollten Datensätze persönliche Informationen enthalten, ist das nicht automatisch ein Hindernis, die Daten müssen nur ausreichend anonymisiert werden.

Aufgrund dieser Einschränkungen bilden öffentliche Daten die Mehrheit Offener Daten. Also solche Angaben über die Bevölkerung, öffentliche Einrichtungen oder Dienste, die Behörden oder Regierungen sowieso erheben und sammeln, um informierte Entscheidungen treffen zu können. Dies sind zum Beispiel Bevölkerungsstatistiken oder Haushaltspläne, Besuchszahlen von Kultureinrichtungen oder Messdaten zur Trinkwasserqualität. Öffentliche Daten für die Bürger*innen und Interessierte zu öffnen, legt die Grundlage für Beteiligungsstrukturen und ermöglicht einen konstruktiven und informationsbasierten Austausch zwischen Verwaltungen und der Bevölkerung.

Weitere Informationen zu den technischen und gesellschaftlichen Aspekten von Offenen Daten findest du hier:

Leitfaden Open Data

Broschüre Open Data in Kommunen

Open
Government
Open Government steht für die Forderung, dass Verwaltungen und Regierungen transparent, kooperativ und partizipativ arbeiten sollen. Verwaltungen werden für die Zivilgesellschaft geöffnet, um gemeinsam bessere Entscheidungen für die Allgemeinheit zu treffen.

Open Government wird im Deutschen auch Offenes Regierungs- und Verwaltungshandeln genannt. Verwaltungen sollen sich für andere Akteure öffnen und bei ihrem Handeln stets die praktischen Auswirkungen auf die Bevölkerung im Blick haben. Und wie würde das besser gehen, als diejenigen, die von staatlichen Entscheidungen betroffen sind, in den Prozess miteinzubeziehen? Egal ob es um Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst, Kultur oder Sport geht, für jedes Thema finden sich Bürger*innen, die sich für gemeinschaftliche Belange einsetzen und die gehört werden wollen. Sie identifizieren Probleme und setzen wichtige Ideen und Impulse für die Lösungsfindung.

Logische Grundlage für Open Government sind Open Data sowie Freie und Offene Software. Denn nur durch die proaktive Bereitstellung Offener Daten, Informationen und Software können sich Interessierte über aktuelle Überlegungen, Entscheidungen und Prozesse in Verwaltung und Politik informieren. Offene Daten als Primärdaten unterstützen einen ergebnisoffenen Beteiligungsprozess der Bevölkerung. Denn auf ihrer Basis können alle frei entscheiden und beurteilen, wo es relevante Probleme gibt, für die sie Handlungsbedarf sehen. Offene Daten erleichtern es Verwaltungsmitarbeiter*innen auch im Austausch mit der Zivilgesellschaft zu sein, da sie im Zweifel nicht auf viele kleinteilige Fragen zur Faktenlage einzeln Antwort geben müssen.

Mit verschiedenen Dialogformaten kann Beteiligung digital wie analog ermöglicht werden. Schließlich ist die Forderung nach Open Government keine Erfindung der Digitalisierung. Digitale Tools, wie sie die Civic-Tech-Szene entwickelt, ermöglichen es allerdings, mehr Menschen auf einfache Art und Weise einzubeziehen und Daten und Informationen zu strukturieren. Auf diesem Weg können Bürger*innen politische Entscheidungen mittragen und Expertise wird gegenseitig geteilt und einbezogen.

In der Open Government Partnership haben Regierung und Zivilgesellschaft zusammen die Möglichkeit, Nationale Aktionspläne auszugestalten, die Meilensteine auf dem Weg zu Open Government setzen. Von diesen Verpflichtungen profitieren also Zivilgesellschaft und Verwaltungen gleichermaßen, indem sie durch Kooperation Vertrauen in die Fähigkeiten und die Absichten der jeweils anderen schaffen. Deutschland nimmt seit 2016 an der Open Government Partnership teil und ist seit 2019 im Lenkungsausschuss.

Weitere Informationen zur Umsetzung von Open Government findest du hier:

Ressourcen vom Open Government Netzwerk Deutschland

Open Government Deutschland

Kommunales Open Government

Open Government Partnership

Civic
Tech
Civic Tech bedeutet Technologie für die Gesellschaft. Civic-Tech-Anwendungen sind die Antwort auf menschliche Bedürfnisse in der digitalen Welt. Sie sollen mehr demokratische Teilhabe ermöglichen und bauen auf Offenen Daten und Freier und Offener Software auf.

Civic Tech ist Technologie von der Zivilgesellschaft für die (Zivil-)Gesellschaft (deshalb ‚Civic‘ aus dem Englischen für bürgerlich oder gesellschaftlich). Sie soll insbesondere bürgerschaftliche Interessen gegenüber Regierungen und Verwaltungen stärken. Dies geschieht in der Regel auf der Basis Offener Daten sowie Freier und Offener Software. Durch Freie und Offene Software können die bereitgestellten Tools von der Öffentlichkeit frei genutzt, an die lokalen Bedürfnisse angepasst und für diese weiterentwickelt werden. Nach diesem Gedanken ist Civic Tech unabhängig von großen IT-Unternehmen, da die Software allen zur Verfügung gestellt wird und alle den Code einsehen und verbessern können.

Civic Tech ist einer der Lösungsansätze, die wir für die Umsetzung von Open Government vorschlagen. Denn bei Civic Tech werden Technologien in Bezug auf ihren Nutzen für die Allgemeinheit bewertet und eingesetzt. Dadurch, dass Bürger*innen selbst digitale Anwendungen entwickeln, wird garantiert, dass die Lösungen sich mit tatsächlich relevanten Problemen beschäftigen. Im Gegensatz dazu stünde, zuerst eine Technologie (z. B. Blockchain) zu entwickeln und dann nach Einsatzmöglichkeiten zu suchen.

Ziel von Civic Tech ist es, mit den entwickelten Anwendungen einen Beitrag zur Partizipation von Bürger*innen zu leisten und Verwaltungsprozesse flexibler, effizienter, transparenter und zugänglicher zu machen. Dafür müssen die entwickelten Prototypen in die öffentliche Hand übergehen und von ihr genutzt, gefördert und administriert werden. Thematisch ist die Civic-Tech-Welt dabei so vielfältig wie die Menschen, die daran beteiligt sind. Umweltschutz, Menschenrechte, Gesundheit, Mobilität, Kultur und Arbeit sind nur einige der Themen, in denen Civic Tech der Gesellschaft einen Nutzen erweist. Die Stärkung öffentlicher digitaler Infrastruktur ist ein zentraler Baustein.

Bei Code for Germany arbeiten ehrenamtliche Entwickler*innen, Designer*innen und Transparenz-Enthusiast*innen in vielen OK Labs deutschlandweit daran, digitale Werkzeuge zu erschaffen, die den öffentlichen Diskurs stärken und das Potential haben, Verwaltungsprozesse zu öffnen und zu vereinfachen. Durch das Prinzip der Labs erhalten Bürger*innen zudem die Möglichkeit zu lernen, die Technik, die sie nutzen, kritisch zu hinterfragen, bedienen und verstehen zu können.

Free and
Open Source
Software
Freie und Offene Software kann ebenso wie Offene Daten von allen genutzt, verändert und geteilt werden. Damit lässt sich eine Software auch an die spezifischen Bedürfnisse von z. B. Behörden anpassen. Der Code ist öffentlich einsehbar, es lässt sich überprüfen, ob die Software nur das macht, was sie machen soll.

Free and Open Source Software (FOSS) oder auch Freie und Offene Software setzt sich aus vier Komponenten zusammen, die zusammen, vergleichbar mit Offenen Daten, auf Transparenz und Teilhabe von Nutzer*innen und Entwickler*innen setzen. Bei FOSS können alle Interessierten den gesamten Code einsehen. Darüber hinaus kann die Software von allen für ihre Zwecke eingesetzt, kopiert und mit anderen geteilt werden. Das schließt ein, dass die Software an die jeweils eigenen Bedürfnisse angepasst werden darf. Diese Veränderungen können wiederum öffentlich geteilt werden und unterliegen keiner Einschränkung durch die freie Lizenz des Ursprungsprodukts.

Auf diesem Weg Ideen zu teilen und anderen Anknüpfungspunkte für eigene Innovationen zu bieten, schafft Nachhaltigkeit und sorgt dafür, dass Projekte über einen längeren Zeitraum Bestand haben. Beispiele für FOSS sind das Betriebssystem Linux und der Browser Firefox. Aber auch Plattformen wie Frag den Staat oder Wikipedia basieren auf Freier und Offener Software. Durch ihren Einsatz machen sich Nutzer*innen nicht von einem Unternehmen und seinen Produkten abhängig. Sie haben den Vorteil, freier in der Entscheidung zu sein, welche Software sie miteinander kombinieren und einsetzen möchten sowie in der Wahl ihres Tech Supports. FOSS ist damit ein gutes Instrument, um Civic-Tech-Projekte umzusetzen und Open Government im Hinblick auf digitale Infrastruktur zu verwirklichen.

Durch den Fokus auf FOSS wird das Vertrauen in die Systeme, die wir täglich nutzen, gesteigert. Das ist besonders relevant, wenn diese sensible Daten der Bevölkerung beinhalten oder abfragen, wie es bei Behörden der Fall ist. Externe Expert*innen, Aktivist*innen und andere Interessierte können bei FOSS bestätigen, dass die Software genau das macht, was andere behaupten. Sie können aber auch feststellen, wenn dies nicht der Fall ist, auf Sicherheitslücken und Fehler aufmerksam machen oder diese beheben. Digitale Infrastruktur von Regierungen und Verwaltungen kann so unabhängig von der Zivilgesellschaft kontrolliert werden. In diesem Zusammenhang gibt es auch die Forderung, dass Software, die aus öffentlichen Geldern, also Steuern, finanziert wird, generell als FOSS bereitgestellt werden sollte und dadurch wieder den Bürger*innen zur Verfügung steht (Public Money? Public Code!).

Weitere Informationen zu Freier und Offener Software:

Free Software Foundation Europe

Kampagne Public Money? Public Code!

Digitales
Ehrenamt
Um Open Government zu erreichen, braucht es eine aktive und nachhaltig gestärkte Zivilgesellschaft. Denn Civic-Tech-Anwendungen und der Austausch mit Verwaltung und Politik werden von zivilgesellschaftlichen Organisationen und ehrenamtlich Aktiven maßgeblich vorangetrieben. Deshalb fordern wir die Anerkennung und staatliche Förderung des digitalen Ehrenamts.

Unsere Ehrenamtlichen arbeiten nicht-kommerziell und entwickeln auf der Grundlage Offener Daten und Freier und Offener Software Civic-Tech-Anwendungen. Mit diesen wird Partizipation von Bürger*innen befördert, Transparenz erhöht und durch den Auf- und Ausbau digitaler Infrastruktur der Austausch zwischen Verwaltungen und der Allgemeinheit verbessert.

Ehrenamt hat in Deutschland eine lange Tradition und wird in vielen anderen Bereichen bereits staatlich gefördert. Es gibt Unterstützung für Ausbildung, Ausrüstung oder Freiwilligendienste, Lohnfortzahlung und finanzielle Aufwandsentschädigungen wie die Übernahme von Fahrtkosten. Digital Ehrenamtliche hingegen werden selten als Ehrenamtliche durch diese Programme wahrgenommen oder gar mitgedacht. Viele digitale Dienste oder Anwendungen werden zudem immer noch als frei im Sinne von kostenlos aufgenommen und es wird nicht berücksichtigt, dass Menschen viel Zeit und Energie in sie stecken, damit sie funktionieren.

Code for Germany ist es deshalb ein Anliegen, den vielen digital Ehrenamtlichen, die sich in den OK Labs und darüber hinaus engagieren, die Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen sie ihre Projekte gestalten und weiterbringen können. Dafür braucht es eine kontinuierliche finanzielle Förderung, denn Serverkapazitäten, Material für Hardware, Zusammenkünfte zum Austausch, Lernen und zur Weiterbildung - all das kostet Geld, auch wenn die Menschen dahinter ehrenamtlich tätig sind.

Da die digital Ehrenamtlichen einen Dienst für die Öffentlichkeit leisten, ist es notwendig, dafür öffentliche Räume zu schaffen. Dies umfasst zum einen Orte, an denen sich die Menschen physisch treffen können, die dem direkten Austausch dienen und an denen Hard- und Software zusammengebracht werden. Zum anderen braucht das digitale Ehrenamt auch digitale Räume, in denen das Engagement sichtbar wird. Das kann beispielsweise durch öffentliche GitHub-Gruppen geschehen. Wie bei allen Menschen, die ehrenamtlich aktiv sind, fördert daneben die Anerkennung ihrer Leistung ihr weiteres Engagement.

Weitere Informationen zu den Forderungen zum digitalen Ehrenamt findest du hier:

Freiwillige Cyber-Feuerwehr

Aufruf zur Stärkung der digitalen Zivilgesellschaft

Ökologische
Nachhaltigkeit
Mit den passenden Tools und einem Bewusstsein für die gegenwärtigen Schwachstellen von Soft- und Hardware können wir den digitalen Wandel nachhaltig gestalten. Dafür müssen Materialaufwand, Reparierbarkeit und Energiebilanz bereits im Entwicklungsstadium von Anwendungen berücksichtigt werden.

In der Civic-Tech-Szene entwickeln wir jährlich viele Prototypen, die großes gesellschaftliches Potenzial entfalten können. Gleichzeitig können diese Tools aber auch ökologische Nachteile mit sich bringen, z. B. wenn sie viel Energie verbrauchen oder sie aus nicht recycelbaren und sogenannten kritischen Rohstoffen bestehen. Uns ist deshalb daran gelegen, den digitalen Wandel ökologisch und sozial nachhaltig zu gestalten.

Digitale Anwendungen benötigen während ihrer Nutzung Energie auf dem eigenen Endgerät und werden häufig irgendwo auf der Welt lokal auf Servern gespeichert, die gekühlt und gewartet werden müssen. Nicht jede Software verbraucht zudem gleich viel Energie und bei der Entwicklung kann auf sparsame Anwendungen geachtet werden. Insbesondere Bilder und Videos sind außerdem energiehungrig – sie nur an der einen oder anderen Stelle bewusst einzusetzen, wäre also bereits ein großer Beitrag. Wer in der Gestaltung von Content arbeitet, hat damit besonders viel Spielraum für Schritte zur Nachhaltigkeit– sogar, wenn sie oder er nicht so technikaffin ist. Funktionalität gibt es schließlich auch ohne viele Bilder und Videos.

Einen enormen Anteil an dem Ressourcenverbrauch unserer Gesellschaft hat auch die Hardware, die wir täglich nutzen. Die benötigten Rohstoffe werden häufig unter umweltschädlichen, aber auch unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut. Deshalb spielt die Nutzungsdauer von Geräten eine bedeutende Rolle. Die Gleichung ist einfach: Je länger Hardware im Einsatz ist, desto weniger Ressourcen sind nötig. Für die Nutzungsdauer sind Reparierbarkeit, die Produktion von Ersatzteilen und wiederum Software zentral: Software, die lange betreut wird, für die es (Sicherheits-)Updates gibt, kann auch auf alten Geräten genutzt werden und trägt so dazu bei, Rechner oder Telefon länger im Einsatz zu halten. Das trifft häufig auf Freie und Offene Software zu.

Digitale Werkzeuge können eine nachhaltige Lebensweise auch begünstigen. Sharing-Systeme für Fahrzeuge, Lebensmittel oder Kleidung sorgen dafür, dass weniger Menschen neue Dinge kaufen, vor allem, wenn sie diese sowieso nur selten nutzen – zumindest solange dieses praktische Miteinander-Teilen nicht am Ende doch zu mehr Konsum motiviert oder das (geteilte) Auto die Öffis aussticht (Rebound-Effekt). Visualisierungen oder einfache Apps wiederum zeigen Menschen im Alltag ihr Umweltverhalten auf. Dies hilft, das eigene umweltschädliche Verhalten zu verstehen und das Bewusstsein für notwendige Änderungen zu schaffen.

Weitere Infos zu dem Verhältnis zwischen Digitalisierung und ökologischer Nachhaltigkeit gibt es hier:

Was Bits und Bäume verbindet

Nachhaltiger digitaler Wandel - welchen Beitrag kann Civic Tech leisten?